Statistik und Deportation
der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich

Breslau nach Rejowiec (?)

Abfahrtsdatum: 03.05.42, Deportierte: 1000

Von der dritten Deportation aus Schlesien wurden Juden in ganz Niederschlesien erfasst. So waren mit der Einziehung und Verwertung der Vermögen die Finanzämter in Brieg, Freystadt, Glatz, Habelschwerdt, Görlitz, Grünberg, Hirschberg, Landeshut, Lauban, Liegnitz, Münsterberg, Neumarkt, Oels, Rothenburg, Schweidnitz, Steinau, Strehlen, Striegau, Trebnitz und Waldenburg befasst. Die von außerhalb Breslaus stammenden Juden wurden bereits 7-10 Tage vor dem Abgangsdatum des Transports in das Sammellager am Schießwerderplatz nach Breslau überführt, wie Max Hirsch mit seinem Sohn aus Liegnitz am 23.4. und Rosa Juliusberger aus Landeck am 25.4. [F. Połomski, Historia 1991, LXXXIV, 83-119].


Der Zielort der Deportation vom 3.5.42 war bisher nicht bekannt. So wird auch in den Unterlagen der Finanzbehörden lediglich unbestimmt von "nach dem Osten" oder "nach dem Osten (Generalgouvernement)" gesprochen [F. Połomski, Dzieje Najnowsze 1986, XVIII, 235-248]. Unter den Dokumenten der Jüdischen Sozialen Selbsthilfe findet sich jedoch ein Schreiben des Jüdischen Hilfskommitees für den Kreis Cholm vom 6.5.42 mit folgendem Hinweis: "Wir berichten, dass in Rejowiec gestern noch ein Transport von etwa 1000 Juden eintraf, neben den vorherigen drei Transporten." [ZIH 211/294] Da weder aus Deutschland noch aus der Slowakei weitere Transporte am 5.5. in Rejowiec im Distrikt Lublin angekommen sein können, muss es sich um den Transport aus Breslau gehandelt haben. Die im Schreiben genannten drei vorhergehenden Transporte waren zwischen dem 17.4. und 21.4. aus Nitra/Slowakei (Abfahrt 16.4. und 20.4.) sowie Theresienstadt (Abfahrt 18.4.) in Rejowiec eingetroffen.


Der Hinweis zum Verbleib eines der am 3.5. verschleppten Menschen erhärtet die Annahme zum Zielort Rejowiec. Von Leopold Schifftan aus Breslau ist bekannt, dass dieser sich nach seiner Deportation in "Sawin Kr. Cholm Distrikt Lublin. Arbeitslager. Generalgouvernement" befunden hat [K. Jonca, Yad Vashem Studies 1996, 25, 275-316]. Rejowiec liegt ebenfalls im Kreis Cholm (polnisch Chełm), etwa 30 km von Sawin entfernt. In Sawin befand sich ein Lager der Wasserwirtschaftsinspektion Cholm, neben weiteren jüdischen Arbeitslagern in Staw, Sajczyce, Luta, Ossowa, Krychow, Ujazdow und Sosnowica. In einem Bericht des Jüdischen Hilfskommitees für den Kreis Cholm vom 18.6.42 heißt es, dass von den 2449 jüdischen Menschen in Rejowiec zu dem Zeitpunkt 408 in der Wasserwirtschaft beschäftigt waren [ZIH 211/294].


Die Zahl der Deportierten lässt sich mit Hilfe der Statistik der Reichsvereinigung vom Mai 1942 ermitteln. Wie bei den beiden vorhergehenden Transporten wurden genau 1000 Deportierte aus Niederschlesien registriert, davon 884 mit letztem Wohnsitz im Regierungsbezirk Breslau und 116 im Regierungsbezirk Liegnitz. Aus den von der Kultusvereinigung Breslau verwalteten "Wohngemeinschaften" in Grüssau, Riebnig und Tormersdorf wurden 712 Menschen deportiert, womit sich die Gesamtzahl der Bewohner in den drei Lagern innerhalb eines Monats von 1767 auf 1043 verringerte (siehe Tabelle).

Jüdische Kultusvereinigung Breslau

Bevölkerung


Veränderung durch


Bevölkerung

mit "Zweigstellen" 1942

am Monatsanfang

Sterbeüberschuss

Deportation

Binnenwanderung

am Monatsende








Breslau

April

5079

31

952

-269

3827


Mai

3827

37

83

13

3720








Grüssau

April

839

10

10

-67

752


Mai

752

3

342

0

407








Riebnig

April

224

9

0

261

476


Mai

476

2

169

0

305








Tormersdorf

April

552

3

2

-8

539


Mai

539

6

201

-1

331

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