Statistik und Deportation
der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich

Breslau nach Izbica

Abfahrtsdatum: 13.04.42, Deportierte: 1000

Am 13.4.42 verließ der zweite Transport mit schlesischen Juden Breslau mit Richtung Izbica im Distrikt Lublin des Generalgouvernements. Die Breslauer Juden wurden hierzu seit dem 9.4. zu den Sammelräumen am Schießwerderplatz und im Saal der Freundeloge in der Graupenstr. gebracht. Hinzu kamen einzelne Menschen aus den "Wohngemeinschaften" in Grüssau und Tormersdorf, die für die Deportation bereits Anfang April nach Breslau zurückgeführt wurden. Seit den ersten "Judenwohnungsaktionen" im Sommer 1941 waren hunderte Menschen aus Breslau und anderen Orten in Niederschlesien in die Lager Tormersdorf im Landkreis Rothenburg (ehem. Brüder- und Pflegehaus Zoar der evangelischen Brüdergemeinde, ab Juli 1941), Grüssau im Landkreis Landeshut (Konventsgebäude der Benediktinerabtei, ab Oktober 1941) und Riebnig im Landkreis Brieg (ehem. RAD-Lager, ab November 1941) umgesiedelt worden. Am 1.4.42 befanden sich in diesen drei "Zweigstellen" der Jüdischen Kultusvereinigung Breslau nach Angaben der Reichsvereinigung 1615 Menschen (siehe hier).


Die Monatsstatistik der Reichsvereinigung führt im April 1942 insgesamt 1000 Deportierte aus Schlesien auf, von denen 975 aus dem Regierungsbezirk Breslau stammten, darunter 964 aus dem Bereich der Kultusvereinigung Breslau und 11 aus Glatz, sowie 25 aus Glogau im Regierungsbezirk Liegnitz. Von den Breslauer Juden kamen nach den Angaben der Reichsvereinigung 10 aus dem Lager in Grüssau und 2 aus Tormersdorf. Der Zielort Izbica ist durch verschiedene Schriftwechsel nachgewiesen, darunter durch ein Schreiben des Konsulenten Ernst Kohn an den Oberfinanzpräsidenten in Breslau vom 11.10.42 mit dem Betreff "Georg Israel Lewkowitz ... jetzt in Izbica a/Wieprz Kreis Krasnystaw, Distrikt Lublin, Generalgouvernement [F. Połomski, Historia 1991, LXXXIV, 83-119]. In einer Liste der in Izbica im Oktober 1942 verstorbenen Juden sind auch Else Bergmann mit ihrer Tochter Bela Gittel sowie Erika Matzner mit ihrer Tochter Marianne Renate genannt [YVA O.41/241, siehe hier]. Sie gehörten zu den Breslauern, die am 13.4. deportiert wurden.


Eine Transportliste mit den Namen von 366 Menschen, darunter 353 mit letztem Wohnort in Breslau, 9 in Grüssau, 2 in Riebnig und 2 in Tormersdorf, ist aus den Unterlagen des Finanzamts Breslau-Süd bekannt. Wie bereits in der Liste zum ersten Transport (siehe hier) waren neben Einzelpersonen lediglich Familienvorstände verzeichnet, Ehepartner oder Kinder dagegen namentlich nicht aufgeführt. Eine Abschrift der Liste wurde durch Karol Jonca veröffentlich [K. Jonca, Studia nad Faszyzmem i Zbrodniami Hitlerowskimi 1999, XXII, 229-284]. Die Originalakten aus dem Staatsarchiv von Wrocław sind seit dem Hochwasser von 1997 verloren. Die nachstehend abgebildete Kopie der Liste wurde kurz zuvor für Karol Jonca angefertigt und befindet sich in dessen Nachlass in der Ossolinski-Nationalbibliothek in Wrocław [ZNiO, Akc. 78/09].

©TF 2022, mail(at)statistik-des-holocaust.de

Mit Hilfe der im Staatsarchiv von Wrocław befindlichen Akten des Oberfinanzpräsidenten Niederschlesien zum Vermögenseinzug von deportierten Juden konnten unter Einbeziehung der Liste des Finanzamts Breslau-Süd sowie weiterer Unterlagen die in nachfolgender Liste zusammengestellten Namen von 928 der 1000 am 13.4.42 deportierten Menschen rekonstruiert werden.