Statistik und Deportation
der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich

Kassel - Halle nach Majdanek/Sobibor

Abfahrtsdatum: 01.06.42, Deportierte: 508 (nur Kassel, Gesamtstärke: 663)

Am 20.3.42 informierte die Gestapo Kassel die Landräte und Polizeidienststellen, dass "im Zuge einer bereits laufenden Evakuierungsaktion ... in nächster Zeit auch aus dem Regierungsbezirk Kassel ca. 840 Juden nach dem Osten abgeschoben" werden [HStA Marburg, 180 Fritzlar 2737]. Durch die geplante Zusammenlegung mit einem Teiltransport aus Halle sollte die durch das RSHA vorgegebene Zahl von 1000 Deportierten erreicht werden. Ein weiteres Schreiben vom 22.5. legte dann fest, dass "nach den gegebenen Richtlinien ... für die bevorstehende Aktion nicht 844, sondern nur 522 Juden aus dem Regierungsbezirk Kassel in Frage" kommen. Dazu heißt es: "Diese Juden werden am 1.6.1942 von Kassel nach dem Osten abgeschoben." Im gleichen Schreiben wird die Heranführung der Betroffenen mit der Bahn aus den verschiedenen Regionen am 30.5. und 31.5. detailliert geplant [HStA Marburg, 180 Fritzlar 2737].


Der Zielort der Deportation ist bisher nicht abschließend geklärt. Laut Reichsbahnplanung vorgesehen für Izbica spricht einiges dafür, dass dieser Transport, wie andere aus dem Reichsgebiet und der Slowakei in der ersten Junihälfte 1942, nach Zwischenhalt in Lublin zum "Entladen" arbeitsfähiger Männer für das Konzentrationslager Majdanek, direkt in das Vernichtungslager Sobibor geleitet wurde. Eine Aufstellung zum "2. Abwanderungstransport aus dem Reg.-Bez. Kassel" der mit der Vermögensverwaltung und -verwertung beauftragten Finanzbehörde verzeichnet 508 Personen, darunter 3 Kinder im Alter von 10-13 Jahren (Klärchen, Rolf und Rosel Jacob), die aus dem Waisenhaus Paderborn zu ihren Familienangehörigen aus Rhoden gebracht wurden sowie einen Hamburger (Hermann Koninsky), der sich im Polizeigefängnis in Kassel befand [HHStA Wiesbaden, 519/2/874]. Von den 508 Deportierten stammten 274 aus dem zur Bezirksstelle Hessen-Nassau gehörenden südlichen Teil des Regierungsbezirks Kassel. Zusammen mit den in Halle angeschlossenen 155 Menschen (siehe hier) befanden sich schließlich 663 Personen in dem Transport. Eine Überprüfung der Angaben mit Hilfe der Statistik der Reichsvereinigung ist in diesem Fall nicht möglich, da deren Aufstellungen für den Juni 1942 unvollständig sind.


Im Folgenden reproduziert ist Liste der Finanzbehörde aus dem Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Bestand Abt. 519/2, Nr. 874.

Orte, aus denen deportiert wurde (* = zur Bezirksstelle Hessen-Nassau der Reichsvereinigung gehörend)









Amöneburg*

3


Heinebach

5


Ostheim*

4

Bad Hersfeld*

6


Helmarshausen

4


Reichensachsen

1

Battenfeld*

2


Herleshausen

2


Rengshausen

1

Baumbach

4


Hochstadt*

2


Rhoden

6

Bebra

16


Homberg

1


Roßdorf*

4

Bergen*

11


Kassel

99


Rotenburg

7

Bischofsheim*

5


Kirchhain*

5


Rückingen*

8

Breuna

4


Korbach

3


Sachsenhausen

2

Burghaun*

2


Langendiebach*

6


Schlüchtern*

12

Diemerode

5


Langenselbold*

15


Schmalkalden

9

Eschwege

11


Marburg*

25


Schweinsberg*

7

Falkenberg

2


Melsungen

1


Sterbfritz*

8

Flieden*

2


Merzhausen*

2


Treysa*

14

Fronhausen*

9


Nentershausen

12


Ungedanken

1

Fulda*

36


Nesselröden

3


Vöhl*

5

Gemünden*

3


Neuhof*

4


Volkmarsen

6

Gersfeld*

1


Neukirchen*

8


Vollmerz*

2

Goßfelden*

2


Niedenstein

5


Wetter*

4

Großauheim*

1


Niederaula*

7


Willinghausen*

1

Guxhagen

5


Niederrodenbach*

6


Witzenhausen

1

Hanau*

29


Oberaula*

13


Wrexen

18

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