Statistik und Deportation
der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich

XIII. Transport

Abfahrtsdatum: 14.04.42, Deportierte: 65 (nur Berlin, Gesamtstärke: 938), Deportationsziel: Warschau

Mit dem Transport vom 14.4.42 wurde neben 65 Berliner Juden auch eine große Zahl von Juden aus den Regierungsbezirken Potsdam und Magdeburg sowie aus dem Land Anhalt in das Warschauer Getto deportiert. Insgesamt verzeichnete die Statistik der Reichsvereinigung im April 1942 für die beiden Berliner Osttransporte 706 Deportierte aus Berlin, während sich aus den Gestapolisten 708 ergeben. Für die Potsdamer Juden ist keine Transportliste überliefert. Erhalten geblieben ist jedoch das Begleitschreiben der Gestapo Potsdam an den Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg bezüglich der Übersendung von 425 Vermögenserklärungen der Deportierten, das zugleich den Hinweis auf zwei weitere, nicht mitgesandte Vermögenserklärungen enthält. Damit ist davon auszugehen, dass 427 Menschen im Potsdamer Transport deportiert wurden. Die Reichsvereinigung verzeichnete in ihrer Statistik für April 1942 insgesamt 429 Deportierte aus dem Regierungsbezirk Potsdam. Insgesamt stimmt die Zahl der Deportierten aus Berlin und Potsdam im April 1942 (1135) in den Angaben der Reichsvereinigung und Gestapolisten überein, so dass es möglich ist, dass zwei der Betroffenen von der Reichsvereinigung mit Wohnsitz in Brandenburg registriert waren, aber zuletzt in Berlin wohnten und von dort deportiert worden sind. Die Berliner Transportliste ist nachstehend abgebildet.

©TF 2022, mail(at)statistik-des-holocaust.de

Die Namensliste des Potsdamer Teiltransports kann, wie bereits für den Frankfurter Transport vom 3.4.42 (siehe hier), mit Hilfe der im Brandenburgischen Landeshauptarchiv überlieferten Karteikarten und Akten der Vermögensverwertungsstelle des OFP Berlin-Brandenburg (Hinweise von T. Ulbrich) unter Einbeziehung der durch die Arolsen Archives publizierten "Berlin Kartei" des American Jewish Joint Distribution Committees rekonstruiert werden. Der Potsdamer Transport vom April 1942 wurde in den Unterlagen des Oberfinanzpräsidenten mit der Ziffer "II" gekennzeichnet und Nummern von 26-279 für die von der Deportation betroffenen Haushalte vergeben. Durch die auf dieser Grundlage durchgeführte Auswertung der vorhandenen Unterlagen konnten die Namen von 424 der 427 am 14.4.42 deportierten Menschen ermittelt werden.

In den Teiltransporten aus dem Regierungsbezirk Magdeburg und dem Land Anhalt wurden 446 Juden deportiert, siehe hier. Namenslisten der Deportierten befinden sich in den Unterlagen der Bezirksstelle Sachsen-Thüringen der Reichsvereinigung [Archiv der Israelitischen Religionsgemeinde Leipzig, 2/66]. Aus dem Land Braunschweig kamen, obwohl verschiedentlich angenommen, keine Deportierten. Der Transport vom 14.4.42 nach Warschau hatte demnach eine Gesamtstärke von 938 Juden. Adam Czerniaków vom Warschauer Judenrat verzeichnete in seinem Tagebuch am 16.4.42: "Um 6 fuhr der Zug mit den Neuankömmlingen aus Deutschland ein. Es sieht nach 1000 Personen aus." [A. Czerniaków, Im Warschauer Getto, München 1986, 243].

Am 13.4. wurden die zur Deportation eingeteilten Menschen aus 60 Orten des Regierungsbezirks Potsdam über den Bahnhof Moabit in das Sammellager der Berliner Synagoge Levetzowstr. gebracht. Fast ein Drittel von ihnen war zuvor im "Jüdischen Arbeitsheim" Radinkendorf untergebracht gewesen, das am 1.4.40 neu eröffnet worden war und viele der 1940 aus dem Regierungsbezirk Schneidemühl ausgewiesen Juden aufgenommen hatte. Im Transport vom 3.4. aus Frankfurt/Oder befand sich ebenfalls eine große Zahl von Schneidemühler Juden, die im Landwerk Neuendorf oder weiteren Forst- und Ernteeinsatzlagern untergebracht gewesen waren (siehe hier).


Zweitgrößte Gruppe der Deportierten bildeten die Kinder und Angestellten der Israelitischen Erziehungsanstalt Beelitz. Nach ihrem Abtransport forderte der Beelitzer Bürgermeister in einem Schreiben an die Gestapo auch die Deportation der noch verbliebenen Menschen. "Damit würde dann endlich der "Schandfleck" der Fremdenverkehrsgemeinde Beelitz ausgetilgt sein" [H. Schenk, in: I. Diekmann, J. H. Schoeps, Wegweiser durch das jüdische Brandenburg, Berlin 1995, S. 398-408]. Mit dem nachfolgenden Transport vom 2.6.42 wurde die Forderung des Bürgermeisters erfüllt (siehe hier).

Orte, aus denen deportiert wurde









Alt Landsberg

2


Halbe

2


Reichenwalde

1

Angermünde

8


Hönow

4


Rüdersdorf

1

Bad Freienwalde

2


Ihlow

5


Rüdnitz

2

Bad Saarow

1


Klein Machnow

2


Sachsenhausen

1

Beelitz

34


Klosterheide

1


Schildow

3

Behrensdorf-Ausbau

3


Kremmen

3


Schöneiche

5

Bernau

12


Lichterfelde

2


Schwedt

7

Bindow

1


Lobetal

8


Storkow

2

Birkenwerder

3


Luckenwalde

2


Strasburg

3

Brandenburg

23


Metzdorf

1


Strausberg

7

Bruchmühle

1


Neuenhagen

8


Teltow

3

Dahme

1


Oranienburg

14


Vierraden

5

Dreibrück

2


Perleberg

2


Wandlitz

3

Eberswalde

18


Petershagen

3


Werder

3

Erkner

2


Polenzwerder

2


Wilhelmshorst

2

Falkensee

1


Potsdam

9


Wittenberge

3

Friedersdorf

5


Prenzlau

16


Woltersdorf

2

Glienicke

5


Pritzwalk

2


Zepernick

2

Glindow

1


Radinkendorf

124


unbekannt

3

Groß Beeren

4


Rangsdorf

3




Groß Schönebeck

4


Rathenow

23