Statistik und Deportation
der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich

Der 14. Berliner Osttransport wird in der Literatur häufig falsch datiert. Verwirrung stiftet die handschriftliche Aufzeichnung der vom OFP bearbeiteten Teilliste mit den Nr. 701-720, auf der es heißt: "Großer Transport vom 13.6.42". Allerdings datiert das Begleitschreiben zur Nachtragsliste mit den Nr. 747-757 den Transport eindeutig auf den 2.6.42, und auch im Begleitbrief zur Nachreichung von Vermögenserklärungen, der auf den 13.6. datiert ist und damit offensichtlich die Vorlage für die obengenannte OFP-Datumsnotiz bildete, heißt es unmissverständlich: "Anliegend übersende ich 6 Vermögenserklärungen derjenigen Juden, die mit dem Transport vom 2.6.42 evakuiert worden sind." Die Berliner Transportliste der Gestapo enthält 758 Namen und hiervon 12 Streichungen, so dass von 746 Deportierten ausgegangen werden kann.


Der genaue Zielort des Transports ist bisher nicht mit letzter Sicherheit bekannt. Allerdings gibt es Hinweise, dass sämtliche in der ersten Junihälfte 1942 abgegangenen Transporte nach "Osten" über Lublin in das Vernichtungslager Sobibor geleitet wurden (siehe hier). In Lublin sind zumindest 36 Männer aus dem Transport vom 2.6. herausgenommen worden, wie sich aus Häftlingsnummern im Konzentrationslager Majdanek ergibt. Von ihnen sind 28 namentlich bekannt. Die nicht arbeitsfähigen Männer sowie die Frauen und Kinder sind vermutlich direkt weiter nach Sobibor geschafft und dort ermordet worden.

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XIV. Transport

Abfahrtsdatum: 02.06.42, Deportierte: 746 (nur Berlin, Gesamtstärke: 781), Deportationsziel: Majdanek/Sobibor

Im Protokoll zur Vorstandssitzung der Reichsvereinigung vom 31.5.42 ist angegeben, dass dem 14. Transport auch 36 Juden aus Beelitz angeschlossen werden sollten [Max Kreutzberger Collection, Leo Baeck Institute, MF 798]. In einem Schreiben der Gestapo Potsdam an den OFP Berlin-Brandenburg vom 8.6.42 wird dann auch die "Transportliste der aus dem Bereich der hiesigen Dienststelle am 2.6.1942 nach dem Generalgouvernement zur Abschiebung gelangten 35 Juden zur Kenntnis und weiteren Veranlassung" gegeben. Die Liste ist nicht erhalten geblieben. Bekannt ist aber, dass sich unter den Deportierten eine große Zahl von Kindern aus der Israelitischen Erziehungsanstalt Beelitz zusammen mit ihrem Leiter Sally Bein befanden. Im Schreiben der Gestapo wird "um die beschleunigte Räumung der bisherigen Wohnräume des Sally Bein" gebeten, "da das Grundstück in Kürze von der Reichsjugendführung übernommen wird" [Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Rep. 36A, 4101].


Die Rekonstruktion der Potsdamer Transportliste ist mit Hilfe der "Berlin Kartei" des American Jewish Joint Distribution Committees möglich, die durch die Arolsen Archives online publiziert wurde. Demnach wurden neben Sally Bein und seiner Familie sowie 31 Kindern des Heims in Beelitz auch der in Potsdam in Haft befindliche Isaak Makowski am 2.6.42 abtransportiert.