Gelsenkirchen -
Abfahrtsdatum: 31.03.42, Deportierte: 400 (nur Gelsenkirchen -
Der Deportationszug vom 31.3./1.4.42 nach Warschau wurde mit Teiltransporten aus
den Gestapobezirken Münster, Bielefeld, Hannover, Hildesheim und Braunschweig zusammengestellt
und sollte ursprünglich nach Trawniki gehen (siehe hier). In einer Anweisung der
Staatspolizeileitstelle Hannover vom 19.3. heißt es hierzu: "Der Transportzug D a
6 (sogenannter Koppelzug) wird fahrplanmäßig am 31.3.1942 um 12.12 Uhr in Gelsenkirchen
eingesetzt und trifft mit 400 Juden der Staatspolizeileitstelle Münster um 18.15
Uhr in Hannover, Bahnhof Fischerhof, ein. Hier erfolgt die Zuladung der für Hannover
(Hildesheim) abzuschiebenden 500 Juden... Um 18.36 Uhr fährt der Transportzug nach
Braunschweig weiter und trifft dort um 20.05 Uhr ein. Die Staatspolizeistelle Braunschweig
ladet die von ihr für den Transport vorgesehenen Juden (116) und das zugehörige Gepäck
zu, so daß die endgültige Weiterfahrt des D a 6-
Der Zug verließ Gelsenkirchen mit 75 Juden aus Gelsenkirchen, Münster und anderen
Orten des Regierungsbezirks Münster. Bei einem nachfolgenden Halt in Bielefeld mussten
weitere 325 jüdische Menschen zusteigen. In einem Schreiben der Gestapoaußenstelle
Bielefeld vom 20.3. an die Landräte des Regierungsbezirks Minden wurde hierzu angewiesen:
"Am 31.3.42 werden aus dem Bezirk der Staatspolizeistelle Hannover 1000 Juden nach
dem Osten evakuiert. Aus dem ehemaligen Bezirk der Staatspolizeistelle Bielefeld
(Reg. Bez. Minden und die Länder Lippe und Schaumburg-
In der Monatsstatistik der Reichsvereinigung vom April 1942 wurden, einschließlich der Nachmeldung einer Person im Mai, 401 Deportierte aus den Gestapobezirken Münster (75) und Bielefeld (326) registriert. Allerdings wurde der in Bielefeld gemeldete Heinrich Thanhauser am 4.4.42 über München nach Piaski deportiert (siehe hier), so dass am 31.3. wie in der Gestapoplanung vorgesehen 400 Menschen aus Westfalen abtransportiert wurden. Der Zug hatte aufgrund eines Maschinenschadens einen mehrstündigen Aufenthalt in Hameln und kam erst gegen Mitternacht in Hannover an, wo weitere 491 Juden zusteigen mussten. Bei einem Zwischenhalt in Braunschweig am frühen Morgen des 1.4. kamen 109 Menschen hinzu, so dass der Zug schließlich mit 1000 Deportierten am Morgen des 2.4. Warschau erreichte.
Auch für diesen Transport hat sich vermutlich keine Gesamtliste der Deportierten
aus Westfalen erhalten. Bekannt ist eine Namensliste für die 39 Menschen aus dem
Landkreis Warburg, die ursprünglich für die Deportation am 31.3. vorgesehen waren
[LAV NRW OWL, M2 Warburg Nr. 2672]. 7 von ihnen wurden zurückgestellt und zu späteren
Zeitpunkten nach Theresienstadt bzw. Auschwitz deportiert. Weiterhin gibt es Listen
der Landräte in Bückeburg und Stadthagen für die Landesregierung Bückeburg sowie
eine Aufstellung des Oberfinanzpräsidenten in Münster mit den Namen der 11 Deportierten
aus Schaumburg-
Schaumburg-
Liste des OFP
Ein großer Teil der Namen der 325 am 31.3.42 aus dem Gestapobereich Bielefeld in
das Getto von Warschau deportierten Juden lässt sich anhand der Abmeldedaten der
Einwohnermelderegister rekonstruieren. Entsprechende Dokumentationen aus der Nachkriegszeit
befinden sich im Archiv des ITS und in der Sammlung von Bernhard Brilling, die vom
LBI online gestellt wurde (siehe hier). Darüberhinaus wurden die Meldedaten in verschiedenen
Lokalstudien ausgewertet, so für Bielefeld [M. Minninger u.a., Antisemitisch Verfolgte
registriert in Bielefeld 1933-
Für einzelne Regionen bzw. Orte liegen darüberhinaus Listen der NS-
Im Gestapobereich Münster waren Juden aus 5 Orten von der Deportation betroffen.
Neben 50 Menschen aus Gelsenkirchen gehörten hierzu 10 aus Münster, 8 aus Recklinghausen,
5 aus Werne und 2 aus Borken. In einer “Veränderungs-
Auf der Basis der genannten Listen sowie von Angaben in der Literatur (A. Niewerth,
Gelsenkirchener Juden im Nationalsozialismus, Essen, 2002; G. Möllers, J. Pohl, Abgemeldet
nach “unbekannt” 1942, Essen 2013) und im Online-
©TF 2022, mail(at)statistik-
Gelsenkirchen
Orte, aus denen deportiert wurde (Regierungsbezirk Minden, Länder Lippe und Schaumburg- | |||||||
|
|
|
|
|
|
|
|
Albaxen |
1 |
|
Enger |
1 |
|
Nieheim |
13 |
Amelunxen |
8 |
|
Ennigloh |
1 |
|
Ovenhausen |
6 |
Bad Driburg |
11 |
|
Erkeln |
4 |
|
Paderborn |
15 |
Bad Oeynhausen |
7 |
|
Frille |
3 |
|
Petershagen/Weser |
7 |
Bad Salzuflen |
2 |
|
Gütersloh |
5 |
|
Rahden |
3 |
Barntrup |
1 |
|
Haaren |
2 |
|
Salzkotten |
9 |
Bergheim |
3 |
|
Halle/Westfalen |
3 |
|
Schlangen |
2 |
Beverungen |
11 |
|
Hausberge |
6 |
|
Schötmar |
1 |
Bielefeld |
44 |
|
Helmern |
2 |
|
Stadthagen |
4 |
Bonenburg |
3 |
|
Herford |
21 |
|
Steinheim |
3 |
Borgentreich |
1 |
|
Herlinghausen |
3 |
|
Vlotho |
10 |
Brakel |
10 |
|
Herzebrock |
3 |
|
Warburg |
16 |
Bredenborn |
1 |
|
Höxter |
5 |
|
Weiberg |
3 |
Brenken |
2 |
|
Körbecke |
3 |
|
Werther |
6 |
Bückeburg |
3 |
|
Lemgo |
3 |
|
Westheim |
1 |
Bünde |
3 |
|
Lütgeneder |
2 |
|
unbekannt |
8 |
Büren |
6 |
|
Minden |
12 |
|
|
|
Detmold |
20 |
|
Natzungen |
2 |
|
|
|
Orte, aus denen deportiert wurde (Regierungsbezirk Münster) | |||||||
|
|
|
|
|
|
|
|
Borken |
2 |
|
Münster |
10 |
|
Werne |
5 |
Gelsenkirchen |
50 |
|
Recklinghausen |
8 |
|
|
|
Jüdische Bevölkerung in Deutschland |
Jüdische Bevölkerung in Berlin |
Kultusvereinigungen und Bezirksstellen |
Deportation der Juden aus Deutschland |
Jüdische Auswanderung aus Deutschland |
Volkszählung von 1933 |
Volkszählung von 1939 |
Volkszählung von 1946 |
Bayern |
Berlin |
Brandenburg-Ostpreußen |
Hessen/Hessen-Nassau |
Mitteldeutschland |
Nordwestdeutschland |
Rheinland |
Schlesien |
Südwestdeutschland |
Westfalen |
I. Transport |
II. Transport |
III. Transport |
IV. Transport |
Brandenburg |
Pommern/Ostpreußen |
Sachsen/Thüringen |
Sudetenland |
13.07.42 nach Auschwitz |
1943 nach Auschwitz |
13.11.-16.12.42 nach Theresienstadt |
1943-45 nach Theresienstadt |
Baden |
Pfalz |
Saarland |