Deportationen aus Schlesien nach Auschwitz 1943
Abfahrtsdatum: 23.02.43, Herkunft: Grüssau, Deportierte: 231 (?)
Abfahrtsdatum: 05.03.43, Herkunft: Breslau -
Abfahrtsdatum: 31.03.43, Herkunft: Breslau, Deportierte: 35
Abfahrtsdatum: 01.04.43, Herkunft: Breslau, Deportierte: 32
Abfahrtsdatum: 16.06.43, Herkunft: Breslau, Deportierte: 39
Abfahrtsdatum: 10.09.43, Herkunft: Berlin, Deportierte: 1 (nur Schlesien, Gesamtstärke: 53)
Abfahrtsdatum: 14.10.43, Herkunft: Berlin, Deportierte: 2 (nur Schlesien, Gesamtstärke: 74)
Am 28.2.43 wurde das Lager im Kloster Grüssau geschlossen. Zuvor waren bei der "VI.
Aktion Grüssau" [F. Połomski, Historia 1991, LXXXIV, 83-
Eine Transportliste der Grüssauer Juden galt als verschollen und lediglich die Namen
von vier Menschen (Marta Brieger, Artur und Katharina Bujakowsky, Alice Libas) konnten
aus den Akten der Finanzverwaltung ermittelt werden [A. Konieczny, Tormersdorf Grüssau
Riebnig -
Am 31.3. und 1.4. gab es im Rahmen der "Aktion VIII" zwei weitere Deportationen Breslauer
Juden nach Auschwitz und am 16.6. als Teil der "Aktion IX" noch einen Transport,
ebenfalls nach Auschwitz. In beiden letzteren Transportzügen befanden sich auffallend
viele junge Familien mit neugeborenen Kindern. Die Namenslisten der Deportierten
stammen aus den Akten des Finanzamts Breslau-
Juden im Arbeitslager Groß Breesen (Stand 15.11.42) und Häftlingsnummern in Auschwitz vom 6.3.43 | |||||
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Böhm, Ernst |
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Hirschfeld, Günter |
107070 |
Schimmelmann, Manfred |
106860 |
Braun, Manfred |
106968 |
Knopp, Alfred |
107098 |
Singer, Ernst |
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Breslauer, Heinz |
106997 |
Marcuse, Günther |
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Singer, Fritz |
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Cohen, Dodo |
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Mayer, Helmuth |
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Singer, Willy |
106874 |
Croner, Edgar |
107015 |
Münzer, Herbert |
107104 |
Steiner, Heinz |
106877 |
Dannenbaum, Erich |
107029 |
Ohnhaus, Walther |
107107 |
Steinkritzer, Horst |
106887 |
Forst, Werner |
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Oppenheimer, Josef |
107130 |
Unger, Kurt |
106918 |
Guttmann, Walter |
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Ostrowski, Erich |
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106932 |
Hirsch, Hans |
107039 |
Pick, Werner |
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Zu den Deportierten gehörten nach den Tagebuchaufzeichnungen von Günther Marcuse
auch die meisten der noch verbliebenen 25 jungen Männer des ehemaligen jüdischen
Lehrguts in Groß Breesen bei Breslau, das mit Gestapobefehl vom 31.8.41 in ein Arbeitslager
umgewandelt worden war. Am 31.10.42 waren bereits 22 Menschen, darunter alle Ehepaare
und jungen Frauen, nach Grüssau überführt worden. Das Tagebuch von Günther Marcuse
endet am 26.2.43 mit dem Hinweis, dass bis zum 1.3. mit einer Gestapoentscheidung
zum Abtransport der "Volljuden" zu rechnen ist, während die "Mischlinge" in Groß
Breesen verbleiben sollten [YVA O.33/1033, siehe auch J. Walk, Yad Vashem Studies
1970, 8, 159-
Von der Fabrikaktion war eine große Zahl von Mitarbeitern der Bezirksstelle Schlesien der Reichsvereinigung der Juden betroffen, wie sich aus der "Veränderungsliste zum Mitarbeiterverzeichnis" mit Stand vom 1.3.43 ergibt [BA R 8150/53]. Die meisten von ihnen wohnten zuletzt in Breslau. In der Aufstellung ist darüberhinaus auch Herbert Boldes als "abgewandert" aufgeführt, der mit seiner Frau Rosa in Hirschberg/Riesengebirge gewohnt hatte. Weitere Mitarbeiter der RV aus Niederschlesien mit Wohnort außerhalb Breslaus werden nicht genannt.
Die Gestapo Oppeln meldete 1943 im Januar 38, im Februar 163 und im März 10 festgenommene Juden. Die Zahl der Verhafteten bei der "Fabrikaktion" Ende Februar 1943 kann dabei mit bis zu 130 angenommen werden, wie sich aus der im Deutschen Reichsanzeiger Nr. 92 vom 20.4.43 abgedruckten Transportliste ergibt (siehe hier). Anhand von Zeugenaussagen sowie der in Auschwitz am 6.3.43 vergebenen Häftlingsnummern wird bestätigt, dass der Teiltransport aus Oppeln an den Breslauer Zug angeschlossen wurde. In Oppeln hatten sich die Menschen Ende Februar in der Viehverkaufshalle, dem sogenannten "Bullenkeller", einzufinden und wurden dort für einige Tage festgehalten, bevor sie zum Güterbahnhof geführt wurden [K. Jonca, in: H. Grabitz u.a. (Hrsg.), Die Normalität des Verbrechens, Berlin 1994, S. 166].
In der "Veränderungsliste zum Mitarbeiterverzeichnis" der Reichsvereinigung mit Stand vom 1.3.43 sind auch einzelne Juden mit letztem Wohnsitz in den Altreichkreisen des oberschlesischen Regierungsbezirks Kattowitz aufgeführt. Unklar ist, ob auch sie zum Koppelzug vom 5.3.43 gebracht wurden. Für Beuthen werden Viktor Frey, letzter Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, sowie Kurt Rothe genannt, die mit ihren Familien deportiert wurden. Ihre Namen sind in die unten abgebildete rekonstruierte Liste aufgenommen worden. Weitere Betroffene aus Beuthen konnten nicht ermittelt werden. Auch ist zu möglichen Deportationen aus Hindenburg nichts bekannt.
In Gleiwitz wurden die Menschen am 27.2. abgeholt, wie sich aus Unterlagen der Finanzverwaltung
ergibt [K. Jonca, Śląski Kwartalnik Historyczny Sobótka 1991, 46, 219-
31.3.43
1.4.43
16.6.43
Einen wichtigen Hinweis zur Ermittlung der Zahl der Deportierten liefern die monatlichen Meldungen von Festnahmen in den Tagesrapporten der Staatspolizei(leit)stellen. So meldete die Gestapo Breslau 1943 im Januar 8, im Februar 1592 und im März 352 Festnahmen von Juden. Bei Berücksichtigung der 333 Deportierten aus Grüssau bleiben bis zu 1259 Menschen, die im Rahmen der "Fabrikaktion" Ende Februar 1943 verhaftet wurden. Im Januar gab es keine Deportationen, während Ende März insgesamt 343 Juden nach Theresienstadt und Auschwitz (einschließlich 1.4.) abtransportiert wurden.
Auf der Grundlage der Liste des Finanzamts Breslau-
Wie im gesamten Reichsgebiet wurden auch in Schlesien die noch im kriegswichtigen
Arbeitseinsatz befindlichen Juden Ende Februar 1943 im Rahmen der "Fabrikaktion"
verhaftet und mit ihren Familien in Sammellager eingeliefert. Der Transport aus Breslau,
behördlicherseits als "VII. Aktion" bzw. "Märzwelle" bezeichnet [F. Połomski, Historia
1991, LXXXIV, 83-
Auf der Fahrt nach Auschwitz wurde ein Teiltransport aus Oppeln angeschlossen (siehe
unten). Am 8.3. meldete Arbeitseinsatzführer Schwarz aus dem Konzentrationslager
Auschwitz nach Berlin: "Transport aus Breslau, Eingang 5.3.43, Gesamtstärke 1405
Juden. Zum Arbeitseinsatz gelangten 406 Männer (Buna) u. 190 Frauen. Sonderbehandelt
wurden 125 Männer u. 684 Frauen u. Kinder." [N. Blumental (Hrsg.), Dokumenty i materialy,
Bd. 1, Obozy, Lodz 1946, S. 110]. Im "Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager
Auschwitz-
Die Zahl der am 5.3. mit den Teiltransporten aus Breslau und Oppeln nach Auschwitz deportierten Menschen kann aus der Eingangsmeldung mit 1405 angenommen werden. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass auch eine Reihe von Meldungen aus Auschwitz für Berliner Märztransporte existieren, die jedoch von den aus Transportlisten ermittelten Angaben geringfügig abweichen. Da für die Deportation aus Schlesien keine vollständige Transportliste bekannt ist, sind weitergehende Einschätzungen nicht möglich. In der Statistik der Reichsvereinigung für den Monat März 1943 wurden aus dem Bereich der Bezirksstelle Schlesien (Niederschlesien, Oberschlesien ohne eingegliederte polnische Gebiete) insgesamt 1788 Deportierte registriert. Hierzu gehörten neben dem Transport vom 5.3. auch die am 31.3./1.4. nach Theresienstadt und Auschwitz deportierten Menschen.
Eine Transportliste ist für den Breslauer Transport vom 5.3.43 nicht überliefert.
Aus den früheren Akten des Finanzamts Breslau-
Theresienstadt
Auschwitz
Die Auschwitzer Liste enthält unter Berücksichtigung einer Streichung die Namen von
250 Personen. 19 von ihnen sind nachträglich für den Transport nach Theresienstadt
eingeteilt worden, so dass letztlich, wie aus der Statistik der Reichsvereinigung
ermittelt, 231 Menschen für den Transport nach Auschwitz vorgesehen waren. Allerdings
wurden Horst Brauer (Nr. 231) und Hertha Kasztan (Nr. 239) erst zu späteren Zeitpunkten
deportiert (Horst Brauer befand sich im Landwerk Neuendorf und Hertha Kasztan im
Jüdischen Krankenhaus Breslau) und es ist unklar, ob zwei weitere Personen "als Ersatz"
deportiert wurden oder die Angabe in der Statistik der Reichsvereinigung für Februar
nicht auf dem letzten Stand ist und ggf. nachträglich korrigiert wurde. Auch ist
der Name von Hans Peter Immerwahr (Nr. 89) zugleich in der Liste des Finanzamts Breslau-
In Auschwitz wurde am 23.2.43 der Eingang eines Transports aus Breslau registriert. In das Lager aufgenommene männliche Häftlinge erhielten die Nummern von 104027 bis 104032. Nummern für weibliche Häftlinge wurden nicht vergeben. Dies bedeutet, dass lediglich 6 der deportierten Menschen die Selektion in Auschwitz überlebt haben. Hans Peritz erhielt die Nr. 104032. Von ihm ist ein späterer Häftlingspersonalbogen aus dem Konzentrationslager Dachau bekannt. In diesem ist auch der Tag der Verhaftung in Grüssau am 22.2.43 vermerkt, siehe die Abbildung aus den Arolsen Archives.
Beuthen
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