Oppeln -
Abfahrtsdatum: 14.07.42, Deportierte: 225 (nur Oberschlesien, Gesamtstärke: ?)
Über die Deportation aus Oberschlesien im Juli 1942 sind nur wenige Angaben bekannt. So berichtete Irma Appel in einer Nachkriegsaussage, dass der größte Teil der Juden aus Oppeln in der zweiten Julihälfte 1942 "abgeschoben" wurde: "Alle kamen ins Gemeindehaus, und man führte sie auf den Bahnhof... Das war ein außerordentlich langer Zug. An jedem Waggon waren Schilder mit der Bezeichnung des Ortes. Brieg, Breslau und andere... Man deportierte sie nach dem Osten. Damals sagte man, dass sie nach Lublin kämen." [K. Jonca, in: H. Grabitz u.a. (Hrsg.), Die Normalität des Verbrechens, Berlin 1994, S. 166] Die Aussage von Irma Appel, die auf Beobachtungen ihrer Tochter am Bahnhof von Oppeln basierten, ist dahingehend zu präzisieren, dass die Juden aus Brieg (Lager Riebnig) und Breslau sich nicht im Transport vom Juli 1942 befunden haben können und in dieser Beziehung vermutlich eine Verwechslung mit dem Breslauer Zug vom März 1943 vorliegt, der in Oppeln zum Abtransport der wenigen dort verbliebenen Juden gehalten hatte.
Auch ist davon auszugehen, dass die Deportation nicht in der zweiten Julihälfte,
sondern am 14.7.42 erfolgt ist. Dies ergibt sich aus dem vereinzelt erhalten gebliebenen
Schriftverkehr zu den Deportationen aus dem Regierungsbezirk Oppeln. So berichtete
der Bürgermeister von Bauerwitz, dass das "Judenpaar Lederer" am 13.7.42 abtransportiert
wurde. Der Landrat von Leobschütz meldete in einem Schreiben vom 13.7.: "Nach Mitteilung
des Krim. Oberassistenten Reimann, Leobschütz, werden am 14.7.42 15 Juden aus der
Stadt Leobschütz nach Heydebreck (zum Sammeltransport) in Marsch gesetzt (Gemäss
einer geheimen Anweisung der Staatspolizeistelle in Oppeln)." [K. Jonca, Śląski Kwartalnik
Historyczny Sobótka 1991, 46, 219-
Dass die Deportation den gesamten Regierungsbezirk Oppeln erfasste, wird durch eine am 11.7.42 an Adolph Kochmann in Gleiwitz abgesandte Postkarte aus Ratibor zusätzlich bestätigt. In dieser wird mitgeteilt, dass sich der geplante Versand von bereits gepackten Sachen aus der Gleiwitzer Kleiderkammer nach Ratibor erübrige, da ca. 80 Mitglieder der Gemeinde am Abend zuvor die Nachricht erhalten hatten, dass sie sich "Montag Abend 21 Uhr auf dem hiesigen Bahnhof zur Abwanderung zu stellen haben... von Oppeln trifft ca. 70 dieses Los, von Neisse und Oberglogau auch einige." Montag war der 13.7. In einem Schreiben vom 14.7. an die Bezirksstelle Schlesien der Reichsvereinigung wird durch Adolph Kochmann mitgeteilt: "Mit Rücksicht auf die Abwanderung, die inzwischen auch in Ratibor erfolgt ist, werden wir die Gegenstände zurückbehalten." [ZIH 112/29]
Einen Hinweis auf die Zahl der Deportierten liefert wiederum die Statistik der Reichsvereinigung. Diese verzeichnete im Juli 1942 für den Regierungsbezirk Oppeln (Altreichsgebiet) 200 Deportierte. Im August 1942 wurden noch einmal 25 Deportierte registriert, wobei allerdings Transporte in diesem Monat nicht bekannt sind und angenommen werden kann, dass es sich um eine Nachmeldung für die Julideportation handelte.
Eine Transportliste der Gestapo Oppeln ist nicht überliefert. Die Namenslisten der
Deportierten des Regierungsbezirks Oppeln (Altreichsgebiet) wurden jedoch im Deutschen
Reichsanzeiger veröffentlicht, der in regelmäßigen Abständen Bekanntmachungen über
den Einzug "volks-
Die erste der am 20.4.43 publizierten Listen enthält 228 Namen und damit drei mehr, als in der Statistik der Reichsvereinigung für den ersten Oppelner Transport vom 14.7.42 registriert wurden. Aus einem Abgleich der Namen ist ersichtlich, dass auch Anna Steiner aus Ratibor aufgeführt ist, die am 11.7.42 nach Erhalt der Nachricht vom bevorstehenden Abtransport freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Es kann angenommen werden, dass zwei weitere Menschen ebenfalls Selbstmord begangen hatten, was nach Bekanntgabe des Deportationsbefehls zum Vermögenseinzug führte. Ähnliches ist in der zweiten Liste im Reichsanzeiger ersichtlich, die sich auf den ersten Oppelner Transport nach Theresienstadt bezieht, der mit 56 Menschen am 13.11.42 im Getto eingetroffen ist. Im Reichsanzeiger sind 58 Namen aufgeführt, darunter der von Emil und Marta Glücksmann aus Rosen, die am 12.11.42 vor dem Abtransport Selbstmord begangen hatten.
Die nachstehende Kopie des Deutschen Reichsanzeigers vom 20.4.43 stammt aus dem Onlineangebot der UB Mannheim (siehe hier). Die erste Teilliste enthält die Namen der am 14.7.42 deportierten Menschen, gefolgt von vier Listen für die Transporte nach Theresienstadt im November und Dezember 1942 (siehe hier). Die letzte Liste bezieht sich auf den Transport vom 5.3.43 nach Auschwitz (siehe hier).
©TF 2022, mail(at)statistik-
Die alten Menschen blieben zunächst zurück. Ihr Los wurde im Herbst 1942 mit der Deportation nach Theresienstadt besiegelt. Auch viele der noch im kriegswichtigen Arbeitseinsatz befindlichen Juden wurden erst mit der Fabrikaktion im März 1943 deportiert. Die Verschleppungen aus dem Regierungsbezirk Oppeln unterschieden sich diesbezüglich nicht von denen des übrigen Reichsgebiets, im Gegensatz zu den aus den benachbarten Altreichkreisen des Regierungsbezirks Kattowitz durchgeführten Deportationen (siehe hier).
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