Im Oktober 1941 wurden vier Deportationstransporte mit 3216 Menschen aus dem Rheinland
in das Getto von Litzmannstadt gebracht. Nach Angaben der Reichsvereinigung kamen
2023 von ihnen aus Köln. Am 23.10.41 wurde die Ankunft des ersten Kölner Transports
als "8. Transport" seit Beginn der Herbstdeportationen nach Litzmannstadt durch den
Judenrat des Gettos registriert. In der für das Meldebüro erstellten Transportliste
sowie in späteren, korrigierten Zusammenstellungen zur Zahl der "Eingesiedelten"
wurden 1008 Deportierte aufgeführt, nachdem in vorläufigen Angaben zunächst von 1000
Deportierten ausgegangen wurde [USHMM, RG-15.083]. Reproduziert ist nachfolgend die
"8. Transportliste" aus dem Getto Litzmannstadt in einer Kopie des USHMM (RG-15.083,
Reel 202). Das Original befindet sich im Archiwum Państwowe w Łodzi (Przełożony Starszeństwa
Żydow w Getcie Łódzkim, Nr. 996).
Im "Erfahrungsbericht" der Schutzpolizei-Abschnittskommandantur Nord zur "Einweisung
von 20000 Juden und 5000 Zigeunern in das Getto Litzmannstadt" ist hiervon abweichend
von 1003 Juden die Rede, die mit dem ersten Kölner Transport eingelangt sind [YVA,
O6.222]. Eine Originalliste der Gestapo ist nicht bekannt. Allerdings existieren
neben der Eingangsliste aus Litzmannstadt zwei weitere Aufstellungen, die Aufschluss
über die Namen und die Zahl der deportierten Kölner geben können. Hierzu gehört zum
einen eine umfangreiche Zusammenstellung des Oberfinanzpräsidenten Köln, die nach
dem Krieg an die Jüdische Kultusvereinigung Köln übergeben wurde. In dieser Liste
mit den Namen und Adressen von über 6000 Menschen, die mit Transporten von Köln aus
deportiert wurden, ist anhand der durch den OFP vergebenen Numerierung eine Zuordnung
zu den einzelnen Transportzügen möglich. Zum anderen ermöglichen die aus Abschriften
von Gestapolisten erstellten Karteien des "Sippenforschers" Karl Wülfrath eine namentliche
Zusammenstellung der Deportierten für die Transporte aus Köln bis zum Sommer 1942,
mit Ausnahme der Deportation vom 15.6.42 nach dem Osten [D. Corbach, 6.00 Uhr ab
Messe Köln-Deutz, Köln 1999]. Letztere Deportation lässt sich allerdings zum Teil
aus den OFP-Angaben rekonstruieren (siehe hier).
Die drei genannten Listen sind in Bezug auf die Deportationen nach Litzmannstadt
nicht übereinstimmend. Personen sind teilweise nicht verzeichnet bzw. doppelt aufgeführt.
Weiterhin sind Personen genannt, die erst zu einem späteren Zeitpunkt deportiert
wurden. So wurden, wie oben erwähnt, in der im Getto erstellten Eingangsliste 1008
Menschen verzeichnet, während sich bei genauer Durchsicht unter Berücksichtigung
von unkorrekten Angaben und Doppelmeldungen 990 Menschen bestätigen lassen. Die Namenskarteien
von Wülfrath führen insgesamt 1016 Menschen auf, von denen 1013 eine Kölner Adresse
hatten. Zwei Deportierte (Ella und Erich Humberg) kamen aus Bottrop und der am Tag
der Deportation gerade 10 Jahre alt gewordene Alfred Sostheim kam aus Kalenberg in
der Eifel [D. Corbach, 6.00 Uhr ab Messe Köln-Deutz, Köln 1999, S. 280-334]. Nach
Korrektur der Angaben von Wülfrath bleiben 1004 Deportierte. Insgesamt können aus
dem Abgleich der drei Listen 1017 Menschen ermittelt werden, die mit dem ersten Kölner
Transport nach Litzmannstadt gebracht wurden. Berücksichtigt wurden hierbei auch
Martha und Ruth Salomon, die in allen drei Listen aufgeführt sind, jedoch zugleich
auch in Listen der späteren Transporte vom 20.7.42 nach Minsk und 5.9.42 nach Theresienstadt.
Zusammen mit den 1006 Deportierten aus dem zweiten Kölner Transport (siehe hier)
sind demnach tatsächlich bis zu 2023 Menschen verschleppt worden, wie in der Statistik
der Reichsvereinigung angegeben. Der Dokumentationsband "Deportiert ins Ghetto" [K.
Fings u.a., Köln 2012] des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte
in NRW geht von 2011 Menschen aus, die 1941 von Köln nach Litzmannstadt deportiert
wurden, davon 1011 am 22.10.41.