Statistik und Deportation
der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich

Bremen - Hamburg nach Minsk

Abfahrtsdatum: 18.11.41, Deportierte: 977

Ein Teiltransport mit 440 jüdischen Menschen aus Bremen und 130 aus dem Regierungsbezirk Stade verließ am 18.11.41 morgens die Stadt Bremen zunächst in Richtung Hamburg. Als Sammelunterkunft dienten zuvor Schulhof und Turnhalle des Gymnasiums am Barkhof. Die Zahl der Deportierten wird in einem Schreiben vom 12.1.42 der Staatspolizeistelle Bremen an den Regierenden Bürgermeister genannt und nach Altersgruppen und Berufen aufgeschlüsselt [StadtA Bremen, 3-J.5., Nr. 218]. Eine Transportliste ist nicht erhalten. Die abgebildete Reproduktion ist eine Nachkriegsaufstellung der Jüdischen Gemeinde Bremen. Aufgeführt sind 423 Personen, von denen zwei jedoch nachweislich nicht am 18.11. deportiert wurden (Ursula Hattenbach, die am 8.9.41 verstorben ist, und Frieda Wertheim, die am 7.9.42 über Kassel nach Theresienstadt deportiert wurde). Die Namensliste wurde durch das Leo Baeck Institute online zugänglich gemacht, siehe hier.

Die Rekonstruktion der Transportliste aus dem Regierungsbezirk Stade ist schwierig, da zeitgenössische Unterlagen fast ausnahmslos als vernichtet gelten müssen und auch Meldeunterlagen lückenhaft sind. Dies betrifft u.a. Wesermünde, die Stadt mit der größten jüdischen Gemeinde im damaligen Regierungsbezirk. Unter Einbeziehung der verfügbaren Aufzeichnungen und Literatur konnten bisher die Namen von 120 Betroffenen ermittelt werden. Im Fall von Wesermünde/Bremerhaven hervorzuheben ist die Arbeit von U. Weiher "Die jüdische Gemeinde an der Unterweser" (Bremerhaven 1989), ergänzt durch Einträge auf Meldekarten früherer jüdischer Einwohner (StadtA Bremerhaven). Für weitere Orte gibt es Nachkriegsaufstellungen im Archiv des ITS, so für Osterholz-Scharmbeck und Ritterhude (Landkreis Osterholz-Scharmbeck), Achim und Verden (Landkreis Verden) oder Beverstedt (Landkreis Wesermünde). Darüberhinaus gibt es lokale Veröffentlichungen wie zum Schicksal der Familie Fränkel aus Eickedorf (H. Schumm, 250 Jahre Eickedorf, Lilienthal 2002, S. 222-223; Hinweis von G. Jannowitz-Heumann, KreisA Osterholz). Auf eine vollständige Einzelaufstellung der Nachweise wird hier jedoch verzichtet.

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Die durch die Staatspolizeileitstelle Hamburg am 15.11. erstellte "Namentliche Liste der 420 Juden, die am 18.11.41 aus Hamburg nach Minsk evakuiert werden" enthält den Hinweis, dass aus Bremen ursprünglich 580 Juden vorgesehen waren, die mit dem Zug um 8.40 Uhr aus Bremen nach Hamburg überführt werden sollten, um dort um 11.32 Uhr anzukommen. Die Hamburger Liste enthält die Namen von 447 Menschen, darunter 12, die sich "freiwillig zur Evakuierung gemeldet" hatten. Nach dem Abzug von Streichungen verblieben 408 Deportierte. Der in der Liste aufgeführte Isaac Pels hatte am 10.11. sein Leben durch Selbstmord beendet, so dass mit dem Hamburger Teiltransport schließlich 407 Menschen deportiert wurden. 406 von ihnen hatten eine Hamburger Adresse, Else Oppenheim hatte sich aus Berlin zum Transport gemeldet.


Die Statistik der Reichsvereinigung verzeichnete für den November 1941 aus dem Bereich der Kultusvereinigung Hamburg 1362 Deportierte im Vergleich zu 1366 Hamburger Juden, die sich aus den Gestapolisten der Transporte vom 8.11. und 18.11. ermitteln lassen (ohne die oben genannte Else Oppenheim aus Berlin). Die Gestapoliste ist in einer Kopie aus den Arolsen Archives abgebildet. Das Original befindet sich im Staatsarchiv Hamburg, Bestand 314-15, Nr. 24 UA 3, eine Kopie im Bestand 522-1, Nr. 992 e 2, Bd. 3.

Die Bremer Transportliste mit den Namen aller 440 am 18.11. deportierten jüdischen Einwohner kann jedoch auf der Basis der Literatur vollständig rekonstruiert werden. Zu nennen ist hier insbesondere das "Erinnerungsbuch für die als Juden verfolgten Einwohner Bremens" (G. Rohdenburg und K.-L. Sommer, Bremen 2006), in dem auch noch vereinzelt vorhandene fehlerhafte Einträge in den Aufstellungen früherer Veröffentlichungen zu den Deportationen aus Bremen korrigiert sind.