Am 27.2.43 wurden in einer reichsweiten Aktion sämtliche noch in den Rüstungsbetrieben
beschäftigte Juden von ihren bisherigen Arbeitsstätten entfernt. Die bei dieser später
auch als "Fabrikaktion" bezeichneten Maßnahme des RSHA erfassten "Volljuden", die
bis dahin aufgrund des kriegswichtigen Arbeitseinsatzes von der Deportation zurückgestellt
waren, sollten für den Arbeitseinsatz im Buna-Werk nach Auschwitz deportiert werden.
Die sich in Mischehe befindlichen Juden sollten nach den Richtlinien des RSHA zunächst
nicht deportiert werden.
In einem Fernschreiben vom 2.3.43 des SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamts (SS-WVHA)
an den Lagerkommandanten von Auschwitz heißt es: "Wie dort bekannt, beginnen am 1.3.43
die Judentransporte aus Berlin. Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß sich bei
diesen Transporten etwa 15000 vollkommen arbeitsfähige, gesunde Juden befinden, die
bisher in der Berliner Rüstungsindustrie gearbeitet haben. Auf ihre weitere Arbeitsverwendungsfähigkeit
ist mit allen Mitteln Wert zu legen." [F. Piper, Die Zahl der Opfer von Auschwitz,
Oswiecim 1993, S. 136] Die für Berlin zuständige Rüstungsinspektion III stellte in
ihrem Kriegstagebuch mit Eintrag vom 27.2. den Ausfall von ca. 11000 im Rüstungssektor
fest [W. Gruner, Der Geschlossene Arbeitseinsatz deutscher Juden, Berlin 1997, S.
317]. Es kann angenommen werden, dass der RSHA-Planung veraltete Angaben zum Arbeitseinsatz
in Berlin zugrunde lagen. Ein Teil der bisher Beschäftigten waren zudem jüdische
Mischehepartner, die nicht deportiert wurden. Etwa 4000 Berliner Juden konnten in
den Tagen der "Fabrikaktion" untertauchen. Von den aus Berlin deportierten Juden
wurden letzlich etwa 3000 als arbeitsfähig in Auschwitz selektiert.
Der erste im Rahmen der "Fabrikaktion" aus Berlin abgehende Transport vom 1.3.43
war zugleich der 31. Osttransport. Die zugehörige Transportliste enthält 1838 Namen,
von denen allerdings 102 wieder gestrichen wurden, womit die Gesamtzahl Deportierter
1736 beträgt. Von ihnen kamen 1647 aus Berlin und weitere 89 aus verschiedenen Orten
und jüdischen Arbeitslagern im Brandenburger Umland von Berlin. Am 2.3. wurden im
Konzentrationslager Auschwitz lediglich 677 jüdische Häftlinge als arbeitsfähig neu
registriert, davon 292 Männer und 385 Frauen. Die übrigen 1059 Männer, Frauen und
Kinder des 31. Osttransports wurden demnach sofort ermordet.
Die Angabe im "Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau
1939-1945", am 2.3.43 wären zwei Judentransporte mit einer Stärke von jeweils etwa
1500 Menschen aus dem Deutschen Reich in Auschwitz eingtroffen, entspricht nicht
den Tatsachen. Die am 2.3. in Auschwitz vergebenen Häftlingsnummern lassen sich ausschließlich
Berliner Juden des 31. Osttransports zuordnen.