Statistik und Deportation
der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich

XII. Transport

Abfahrtsdatum: 03.04.42, Deportierte: 643 (nur Berlin, Gesamtstärke: 1009), Deportationsziel: Warschau

Neben 643 Juden aus Berlin wurde mit dem 12. Osttransport vom 3.4.42 eine große Zahl von Juden aus dem Regierungsbezirk Frankfurt/Oder in das Warschauer Getto deportiert. In der Berliner Transportliste sind 659 Namen aufgeführt, von denen 16 gestrichen wurden. Eine Transportliste für die Frankfurter Juden ist nicht erhalten geblieben. Die Zahl der Deportierten kann jedoch aus einem Schreiben der Gestapo Frankfurt/Oder an den OFP Berlin-Brandenburg entnommen werden: "Aus dem Regierungsbezirk Frankfurt/Oder wurden im April 1942 366 Juden in das Generalgouvernement evakuiert." [BLHA Rep. 36A Nr. 5196] Die Statistik der Reichsvereinigung gibt für den April 1942 leicht abweichend 367 Juden an, die aus dem Regierungsbezirk Frankfurt/Oder deportiert worden sind. Möglicherweise war eine/r der Betroffenen bereits verzogen, von der Reichsvereinigung jedoch noch unter der früheren Adresse registriert. Ausgehend von der Gestapozahl kann angenommen werden, dass die Gesamtstärke des Transports 1009 Personen betragen hat.


In der Literatur wird der Transport häufig auf den 2.4.42 datiert. Im Schriftverkehr der Reichsvereinigung ist für die Berliner Deportierten jedoch der 3.4.42 angegeben [BA R 8150/642]. Der 2.4. war im Fall der Frankfurter Deportierten das Datum, an dem die Menschen ins Sammellager überführt worden sind, wie im Brief von Clara Grunwald zur Deportation aus dem Landwerk Neuendorf vermerkt (siehe unten). In dem Brief heißt es weiter, dass der Abtransport am 3.4. um Mitternacht erfolgen sollte. In Übereinstimmung hiermit geht aus Schreiben der Gestapo Frankfurt/Oder hervor, dass der Transport am 3.4. abgegangen ist und am 4.4. das Reichsgebiet verlassen hat [BLHA Rep. 36A Nr. 5196]. Adam Czerniaków, Vorsitzender des Warschauer Judenrats, verzeichnete in seinem Tagebucheintrag vom 5.4.42: "Um 8 trafen 1025 Deportierte aus Berlin ein." [A. Czerniaków, Im Warschauer Getto, München 1986, 240].

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Die Namensliste der Deportierten des Teiltransports aus Frankfurt/Oder kann mit Hilfe der im Brandenburgischen Landeshauptarchiv überlieferten Karteikarten und Akten der Vermögensverwertungsstelle des OFP Berlin-Brandenburg (Hinweise von T. Ulbrich) unter Einbeziehung der durch die Arolsen Archives publizierten "Berlin Kartei" des American Jewish Joint Distribution Committees sowie weiterer Quellen rekonstruiert werden. Der erste Frankfurter Transport wurde in den Unterlagen des Oberfinanzpräsidenten mit der Ziffer "I" gekennzeichnet und Nummern von 1-229 für die von der Deportation betroffenen Haushalte vergeben. Durch eine entsprechende Auswertung der vorhandenen Unterlagen war es möglich, die Namen aller 366 am 3.4.42 deportierten Menschen zu ermitteln.

Fast die Hälfte der Betroffenen war zuletzt in Arbeitseinsatzlagern untergebracht, darunter 100 Menschen in den Forst- und Ernteeinsatzlagern in Beerfelde, Hangelsberg, Hasenfelde, Jakobsdorf, Kaisermühl, Kersdorf, Pillgram, Schönfelde und Treplin, sowie 63 im Landwerk Neuendorf, ehemals jüdische Ausbildungsstätte und seit 1941 Zwangsarbeitslager. Zu den Deportierten gehörten viele der 1940 aus dem Regierungsbezirk Schneidemühl abtransportierten und nach Neuendorf, Pillgram, Treplin u.a. Orten gebrachten Menschen. Die Umstände der Deportation aus dem Landwerk Neuendorf sind in einem Brief von Clara Grunwald, frühere Lehrerin der Ausbildungsstätte, an ihre Freundin Margarethe Lachmund beschrieben, siehe die Kopie aus dem Leo Baeck Institute [Clara Grunwald Collection, AR 7014].

Orte, aus denen deportiert wurde









Beerfelde

7


Kersdorf

12


Senftenberg

1

Cottbus

36


Königsberg/Nm.

6


Soldin

2

Falkenberg

3


Landsberg/Warthe

8


Sommerfeld

8

Forst

19


Liebenow

5


Sonnewalde

1

Frankfurt/Oder

41


Lübben

2


Sorau

8

Fürstenberg/Oder

4


Müncheberg

1


Spremberg

1

Fürstenwalde

5


Neuendorf

63


Sternberg/Nm.

7

Guben

21


Peitz

1


Treplin

24

Hangelsberg

8


Pillgram

12


Zicher

4

Hasenfelde

2


Reitwein

5


Zielenzig

5

Jakobsdorf

7


Schönfelde

11




Kaisermühl

17


Seelow

9