Statistik und Deportation
der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich

Frankfurt/Main nach Litzmannstadt

Abfahrtsdatum: 19.10.41, Deportierte: 1125

Mit dem ersten Transport aus der Provinz Hessen-Nassau wurden am 19.10.1941 laut der in den Arolsen Archives verwahrten Abschrift einer Liste des Finanzamts Frankfurt/Main (siehe Abbíldung) 1125 Menschen mit Wohnsitz in Frankfurt in das Getto von Litzmannstadt deportiert. Nach den Angaben des Judenrats kam der Transport am 21.10. um 17 Uhr an der Station Radegast an, die "Dauer der Entladung" betrug 25 Minuten [Archiwum Państwowe w Łodzi, PSŻ/19]. Während in der in Litzmannstadt erstellten Transportliste 1186 Menschen verzeichnet sind, ist im "Erfahrungsbericht" der Schutzpolizei-Abschnittskommandantur Nord zur "Einweisung von 20000 Juden und 5000 Zigeunern in das Getto Litzmannstadt" von 1113 Juden die Rede, die im Getto eingetroffen sind [Yad Vashem Archives, O.6/222].


Zur Überprüfung der verschiedenen Angaben können die Monatsstatistiken der Reichsvereinigung herangezogen werden. Diese sind für Oktober und November 1941 in Bezug auf die drei Frankfurter Transporte nach Litzmannstadt, Minsk und Kowno zwar unvollständig, allerdings ergibt sich unter Berücksichtigung von Nachmeldungen bis einschließlich April 1942, dass die Zahl der Deportierten, die aus den Arolsen-Listen resultiert, der Realität entspricht bzw. dieser sehr nahe kommt. Insgesamt wurden im Herbst 1941 laut den Angaben der Reichsvereinigung 3159 Menschen aus den Bereichen der Kultusvereinigung Frankfurt/Main und der Bezirksstelle Hessen-Nassau (ohne den Kasseler Transport vom 9.12.41) deportiert, was fast exakt mit der Zahl der in den Listen verzeichneten Personen (3158) übereinstimmt, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, dass auch vereinzelt Personen deportiert wurden, die nicht in den Listen aufgeführt bzw. nachträglich zu streichen sind (siehe Transporte vom 12.11.41 nach Minsk und 22.11.41 nach Kowno).

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In der Liste des Finanzamts Frankfurt/Main sind unter den 1125 aufgeführten Namen von Deportierten auch 26 verzeichnet, die in der Litzmannstädter Liste mit 1186 Namen nicht auftauchen. Dagegen enthält diese neben Doppelmeldungen eine größere Anzahl Namen von Personen, die nachweislich nicht am 19.10.41 nach Litzmannstadt verbracht worden sind. Darunter sind besonders tragische Beispiele wie das der Familie Ernst, Alma und Werner Höxter, die sich unmittelbar vor der Deportation von Frankfurt nach Izbica Anfang Mai 1942 das Leben genommen hatten.


Die Litzmannstädter Transportliste basiert auf einer weiteren, vermutlich aus amtlicher Quelle stammenden Namensliste, die durch handschriftliche Eintragungen ergänzt wurde. Offensichtlich handelt es sich hierbei um eine Aufstellung aus der Frankfurter Vorbereitungsphase der Deportation, wobei es später noch zahlreiche Änderungen gab. Ein Fragment dieser Liste ist in den Unterlagen des Judenrats von Litzmannstadt erhalten geblieben. Beide Listen sind nachfolgend in einer Kopie des USHMM (RG-15.083, Reel 266) abgebildet. Die Originale befinden sich im Archiwum Państwowe w Łodzi (Przełożony Starszeństwa Żydow w Getcie Łódzkim, Nr. 1196 und 1197).