Frankfurt/Main nach Minsk
Abfahrtsdatum: 12.11.41, Deportierte: 1045
Im zweiten Frankfurter Transport wurden am Morgen des 12.11.41 mindestens 1045 Juden
nach Minsk deportiert. In der Liste der Arolsen Archives in einer Abschrift aus dem
Polizeipräsidium Frankfurt/Main sind 1042 Personen mit Frankfurter Adresse aufgeführt.
Zu ihnen gehören auch vier Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren, die zuvor offensichtlich
aus Hachschara-Lagern bzw. auswärtigen Arbeitseinsätzen nach Frankfurt/Main zurückgeholt
worden sind, um zusammen mit ihren Familienangehörigen deportiert zu werden, darunter
Emma Eisemann (vom Gehringshof bei Fulda), Erich Flörsheimer (aus Rüdnitz bei Bernau),
Bernhardine Goldschmidt (aus Berlin) und Otto Zellner (vom Landwerk Neuendorf bei
Fürstenwalde).
Nicht in der Liste verzeichnet sind zumindest drei weitere Personen aus Hessen-Nassau
und Darmstadt, darunter die Eheleute Salomon und Johanna Strauß aus Westerburg, die
mit ihren - in der Liste aufgeführten - Kindern Kurt und Brunhilde deportiert wurden.
Laut Schreiben der Gestapo Frankfurt/Main an den Landrat des Oberwesterwaldkreises
wurden "die vorbezeichneten Juden ... am 12.11.41 in die bestetzten Ostgebiete evakuiert."
Aus dem zuvor geführten Schriftwechsel ist bekannt, dass die Deportation ursprünglich
bereits für den 1.11. geplant war, dann jedoch zunächst um acht Tage verschoben wurde
[LHA Koblenz, 806/2]. Deportiert wurde auch der frühere Landgerichtsrat Karl Peter
Callmann aus Darmstadt. In der Liste mit Frankfurter Adresse genannt sind dagegen
Mathilde Goldschmidt und ihr Sohn Harry, obwohl sie ihren ständigen Wohnsitz in Hersfeld
hatten und in Frankfurt/Main nur vorübergehend gemeldet und wohnhaft waren. Im Schriftverkehr
der für sie zuständigen Finanzbehörde wird der 12.11.41 als Tag der Deportation nach
Minsk bestätigt [StadtA Kassel, S3/352; HHStA Wiesbaden, 519/2/874].